Wenn die Technik auf uns hört

The New Pope, Jude Law, John Malkovich, Sky

Wenn die Technik auf uns hört

Stimme und Tech­nik – so ganz hat sich diese Verbindung in unseren Köpfen noch nicht fest­ge­set­zt. Zwar lieben wir es, Siri witzige Fra­gen zu stellen, aber bei den meis­ten hört es dann auch schon auf mit der Kom­mu­nika­tion. Doch genau das soll sich jet­zt ändern. Unsere Stimme wird in Zukun­ft ein immer wichtiger­er Bestandteil in der Welt der Tech­nik.

Sie ist unser lieb­stes Werkzeug, unser Schlüs­sel, um Infor­ma­tio­nen und Emo­tio­nen mitzuteilen und ein ganz indi­vidu­elles Aushängeschild. Nein, die Rede ist nicht von unserem lieb­sten Tech­nik-Gad­get, son­dern von unser­er Stimme. Zwar haben wir es immer noch nicht geschafft, mit dieser eine Katze zu steuern, in der Tech­nik kann sie dafür immer mehr.

Ähn­lich wie beim Fin­ger­ab­druck ist auch jede Stimme einzi­gar­tig und eignet sich nicht zulet­zt deswe­gen natür­lich auch für die Inter­ak­tion mit unseren Smart­phones und vielem mehr. Noch erset­zt sie unsere Hände in der Tech­nik zwar nicht, aber sie ist auf dem besten Weg dahin.

Google Voice Actions

Google ist als Open-Source-Vor­re­it­er bekan­nt. Wenig über­raschend, aber dur­chaus inter­es­sant, ist deswe­gen die neueste Funk­tion, Drit­tan­bi­eter-Apps jet­zt auch in die Google-Sprach­suche inte­gri­eren zu kön­nen. Dadurch ist es möglich, mit einem sim­plen „Tap“ auf das Mikro­fon externe Apps zu starten und ganz spez­i­fis­che Aktio­nen durchzuführen. Mit dem Schlüs­sel­wort „Ok Google“ startet man die Aktion, um dann im näch­sten Satz die Auf­gabe zu nen­nen. Hier­bei kann es sich zum Beispiel um den Befehl han­deln: „Ok Google: Shaz­am this Song“.

Businesswoman Text Messaging On Smart Phone In Office

Bis jet­zt funk­tion­ieren die Befehle nur auf Englisch. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis wir unserem Smart­phone unsere Wün­sche auch auf Deutsch mit­teilen kön­nen.

Aktuell testet Google die Funk­tio­nen mit aus­gewählten Part­nern. In Zukun­ft sollen aber immer mehr Apps mit den Voice Actions funk­tion­ieren.

Handy, entsperre dich.

Mit der Funk­tion „Trust­ed Voice“ erweit­ert Google seine Palette des Möglichen in der Welt der Stimm­be­fehle  noch weit­er. Dank der mit Android 5.0 Lol­lipop einge­führten Smart-Lock-Funk­tion kön­nen User jet­zt auch mith­il­fe ein­er autorisierten Stimme ihr Smart­phone entsper­ren. Anwen­der kön­nen dann über die App ihre Stimme aufze­ich­nen und so ihr Handy mit dem Befehl „Ok Google“ entsper­ren. Auch wenn das Entsper­ren eines Smart­phones jet­zt nicht wirk­lich ein unfass­bar kom­pliziert­er und anstren­gen­der Prozess ist, der unbe­d­ingt durch unsere Stimme sim­pli­fiziert wer­den muss, ist es doch irgend­wie prak­tisch. Und vor allem freuen wir uns doch ehrlich gesagt sowieso immer, wenn unser Smart­phone etwas Neues lernt. Diese Art der Gerä­teen­triegelung kann im Grunde sämtliche PINs, Muster, Ken­nwörter oder Abdrücke über­flüs­sig machen. Google warnt allerd­ings davor, dass die Funk­tion ins­ge­samt weniger sich­er ist als die klas­sis­chen Meth­o­d­en. Auf dem jet­zi­gen Stand kön­nte eine Per­son mit sehr ähn­lich­er Stimme oder mit ein­er Aufze­ich­nung der Stimme des Besitzers das Smart­phone auch entsper­ren.

Wer jet­zt ger­ade einen bösen Brief an Apple ver­fasst und sich echauffiert, warum sein iPhone so etwas Tolles noch nicht kann – Moment. Die Gerüchteküche um das neue iPhone brodelt ja sowieso schon und eine der Speku­la­tio­nen ist, dass auch das neueste Apple-Smart­phone die Möglichkeit bieten soll, per Spracherken­nung freigeschal­tet zu wer­den. Auf jeden Fall hat Apple vor Kurzem das „Speech Recog­ni­tion Wake-Up of a Hand­held Portable Device“ beim Paten­tamt angemeldet. Auf Deutsch: per Stimme entsper­ren.

Watch it

Ich per­sön­lich dachte immer, der einzige, der mit sein­er Uhr redet, ist David Has­sel­hoff in Knight Rid­er. Ich habe mich eines Besseren belehren lassen. Denn sowohl die neue Apple Watch als auch Google’s Android Wear lassen sich und die zuge­höri­gen Apps per Stimme steuern. Ähn­lich wie beim Smart­phone lässt sich auch Android Wear zum Beispiel per Sprach­be­fehl „OK Google“ aktivieren und dann über alles Mögliche wie Spiel­ergeb­nisse, Flugzeit­en oder unzäh­lige andere Sachen aus­fra­gen. Außer­dem kön­nen User nur mith­il­fe ihrer Stimme Nachricht­en ver­schick­en, einen Weck­er stellen und vieles mehr. Sind Träger der Wear­ables dann noch im Besitz von Smart­phones oder TV-Geräten, die mit ihrer Watch ver­net­zt sind, kön­nen sie diese eben­fall­süber bes­timmte Sprach­be­fehle steuern.

Android Wear

Foto: Android

Kommandozentrale in der Wohnung

Echo ist der neue smarte Laut­sprech­er des Online-Ver­sand­händlers Ama­zon. Und der kann viel mehr als nur Musik spie­len. Der stim­mak­tivierte Blue­tooth-Speak­er arbeit­et auch mit anderen Smart-Home-Pro­duk­ten zusam­men. Mit anderen Worten: Du kannst Deinem Echo sagen, er soll doch bitte das Licht anmachen und den Kaf­fee auf­set­zen. Dazu müssen die Gad­gets nur über das­selbe WLAN-Netz ver­bun­den sein. Selb­st die Pro­gram­mierung läuft so. Sagen wir mal, Du hast Deinen Echo „Gün­ni“ genan­nt, dann musst Du ein­fach nur „Gün­ni, dis­cov­er my appli­ances“ gen Speak­er rufen und schon macht sich die eifrige Box auf die Suche, mit wem sie so zusam­me­nar­beit­en kann. Bis­lang wurde der Laut­sprech­er lei­der nur in den USA als „Invi­ta­tion Only“-Produkt an aus­gewählte Käufer aus­geliefert, aber schon bald soll das Gad­get auch der All­ge­mein­heit zugänglich gemacht wer­den. Ein großes Plus des Speak­ers mit Per­son­al Assis­tant ist, dass er Drit­tan­bi­etern die Pro­gram­mierung eigen­er Anwen­dun­gen erlaubt.

Amazon ECHO Foto: Amazon Echo

Ama­zon kann aber noch mehr: Mit der Ama­zon Dash will der Online­händler jet­zt auch unsere Küchen und Kühlschränke erobern. Denn mit diesem neuen Gad­get sollen Kun­den in Zukun­ft ihren Super­mark­teinkauf ganz bequem von der Couch aus erledi­gen kön­nen. Dash sieht aus wie eine Fernbe­di­enung, hat aber im Gegen­satz zu ihrem Brud­er einen Laser­scan­ner, ein Mikro­fon und ist über das WLAN mit unserem Ama­zon-Account ver­bun­den. Mith­il­fe von Dash lassen sich dann ganz ein­fach Bar­codes scan­nen oder Bestel­lun­gen ver­bal aufgeben und alles lan­det direkt in unserem Warenko­rb. Nur zum Auscheck­en muss der User sich dann noch vor den Rech­n­er set­zen oder über die App die Bestel­lung abschick­en. Allerd­ings ist auch dieser prak­tis­che Ser­vice bis jet­zt nur in einem Teil der USA ver­füg­bar, da die magis­che Fernbe­di­enung speziell für den Einkauf von frischen Lebens­mit­teln bei Ama­zon­Fresh gedacht ist. Ein Bestell- und Lieferser­vice, der hier noch nicht angekom­men ist.

Sprechender Helm

Als Motor­rad­fahrer ist man sowieso schon vie­len Risiken im Straßen­verkehr aus­ge­set­zt. Bei der Suche nach der richti­gen Straße dann auch noch auf das Navi zu schauen, lin­dert diese Risiken sich­er nicht. Umso schön­er, wenn die Welt der Bik­er ein wenig sicher­er gemacht wird. Genau das ist die Mis­sion rus­sis­ch­er Entwick­ler, die im Som­mer 2015 den sprachges­teuerten Android-Helm LiveMap auf den Markt brin­gen wollen. Mit diesem Gad­get wird Motor­rad­fahrern in Zukun­ft die Nav­i­ga­tion mit­tels sim­plen Hin­weisen direkt im Helm-Visi­er angezeigt.

Biker_Bild1

Was das mit der Stimme zu tun hat? Natür­lich ist die Tech­nik über Spracherken­nung ges­teuert. Denn in seinem Visi­er einen Touch­screen zu bedi­enen, wäre wohl eher kon­trapro­duk­tiv. Der Helm soll noch im Mai in den USA vorgestellt wer­den und im August zum Verkauf ste­hen.

Es gibt ein paar Sachen, die wir mit unser­er Stimme wohl nie wer­den steuern kön­nen. Die Kugeln bei der Lot­toziehung zum Beispiel. In der Tech­nikwelt wird sie dafür immer wichtiger und ist auf dem besten Weg, die beliebteste Art der Steuerung zu wer­den. Die Frage ist nur: Wollen wir das?

Fotos: iStock

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