Hallo automatisiertes Leben

The New Pope, Jude Law, John Malkovich, Sky

Hallo automatisiertes Leben

Schon ok, ich mach das für Dich. Im All­t­ag wer­den uns immer mehr Auf­gaben von Maschi­nen abgenom­men. Automa­tisierung ist längst nor­mal. Die einen ent­lastet es, die anderen belastet es. Und auf die Frage „Ist das sin­nvoll?“ gibt es ein ganz klares JEIN.

Was mit der indus­triellen Rev­o­lu­tion anf­ing, ist seit­dem qua­si in Licht­geschwindigkeit vor­angeschrit­ten.

Die Inter­ak­tion mit Maschi­nen ist längst nor­mal und regelt ganz selb­stver­ständlich einen immer größer wer­den­den Teil unseres All­t­ags. Die Idee dahin­ter: unser Leben so leicht und effek­tiv wie möglich zu gestal­ten. Wir lassen Autos selb­st ein­parken, reden ohne zu zögern mit Maschi­nen, check­en vom Strand, ob zuhause alle Lichter aus sind und spi­onieren dem Hund nach, ob er heim­lich im Bett schläft. Bei der Automa­tisierung im All­t­ag sind es speziell die Kleinigkeit­en, die unsere tech­nisierten Herzen höher schla­gen lassen.

Automatisierung oder: An nichts mehr denken müssen

IFTTT bedeutet „If This Then That“ oder auf gut Deutsch „Wenn dies dann das“ und ist eins der Schlüs­se­lele­mente für die Automa­tisierung unseres Lebens. Im Grunde sind es sim­ple Anweisun­gen, die nach dem Muster funk­tion­ieren: Wenn Trig­ger X ein­tritt, soll Aktion Y ges­tartet wer­den. Damit meine ich nicht den Klas­sik­er „Wenn Du nicht aufisst, gibt es mor­gen schlecht­es Wet­ter“ son­dern Sachen wie: Wenn mein Weck­er klin­gelt, stellt sich die Kaf­feemas­chine automa­tisch an. Mit Tech­niken wie diese, durch die ver­schiedene tech­nis­che Ele­mente in unserem Leben miteinan­der kom­mu­nizieren, kön­nen wir im Grunde unseren gesamten Tag füllen und sämtliche Prozesse automa­tisieren. Das Handy stellt sich auf laut­los, wenn man im Büro ankommt. Lam­p­en gehen an, sobald die Sonne unterge­ht. Der Fre­und oder die Fre­undin erhält eine Nachricht, wenn man auf dem Weg nach Hause ist. Der Weck­er klin­gelt, wenn man im Zug an sein­er Hal­testelle ankommt. IFTTT ken­nt wenig Gren­zen. Nur Bier kalt stellen, wenn man einen schlecht­en Tag hat­te, funk­tion­iert noch nicht. Aber dafür ist ja die Nachricht an den Fre­und da.

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Foto: Tile

Während IFTTT uns die kleinen Denkprozesse abn­immt, erspart uns eine Tech­nik wie Tile das „Sich-Erin­nern-Müssen“. Wie oft hab ich schon meinen Schlüs­sel gesucht, um ihn dann nach panis­chem Suchen im Kühlschrank oder an noch absur­deren Orten zu find­en. Tile macht damit Schluss. Es han­delt sich dabei um einen klein­er Anhänger, den man auf sämtliche Gegen­stände kleben kann und diese so über Blue­tooth mit dem Smart­phone verbindet. Ein Blick in die App und sofort weiß man, wo alles ist – ganz ohne sich erin­nern oder die let­zten Schritte zurück­ver­fol­gen zu müssen. Und die App erk­lärt einen auch nicht für blöd, wenn sie uns zum hun­dert­sten Mal anzeigt, dass die Fernbe­di­enung im Nir­vana, alias der Sofar­itze, ver­schwun­den ist.

Smart Home, Smart City, Smart Everything

Generell spielt im automa­tisierten All­t­ag das eigene Zuhause eine immer größere Rolle. Denn ger­ade bei grundle­gen­den The­men wie zum Beispiel der eige­nen Sicher­heit kann sie enorme Vorteile brin­gen. Um Ein­brech­er an der Nase herumzuführen, lassen viele das Licht an, wenn sie abends das Haus ver­lassen, oder stellen Zeitschal­tuhren ein, wenn sie in den Urlaub fahren. Gewitzte Diebe haben das aber längst durch­schaut. Per Automa­tisierung sind wir ihnen endlich wieder einen Schritt voraus. BeON etwa ist ein ver­net­ztes Lam­p­en­sys­tem, das sich per App steuern lässt. Bess­er noch: Es ist lern­fähig und merkt sich unsere Beleuch­tungs­ge­wohn­heit­en. Diese kön­nen dann ein­fach simuliert wer­den, wenn wir nicht da sind. Das geht soweit, dass die Tech­nik sog­ar darauf reagiert, wenn jemand klin­gelt, und nach und nach die Lam­p­en Rich­tung Haustür anschal­tet.

Collecting your trash

Aber nicht nur die einzel­nen Häuser wer­den intel­li­gen­ter, auch die Städte nehmen uns Arbeit ab. Dem Beispiel von Philadel­phia fol­gend set­zen sich Städte wie Barcelona für eine automa­tisierte Abfall­wirtschaft ein. Konkret heißt das, dass Sen­soren an Müll­be­häl­ter ange­bracht wer­den. Die schick­en dann automa­tisch eine Nachricht an die städtis­che Mül­lab­fuhr, sobald sie einen bes­timmten Füll­stand erre­icht haben. Statt eines fes­ten Fahrplans kommt so die Mül­lab­fuhr nur noch, wenn es wirk­lich Sinn macht. Das spart Fahrten, Geld und Zeit und ist gut für die Umwelt.

Automatisiert ist nicht immer gleich besser

Ob Automa­tisierung aber wirk­lich immer das Leben leichter macht, sei mal dahingestellt. Zumal Tech­nik zwar ins­ge­samt immer intel­li­gen­ter wird – mit­denken aber zumin­d­est manch­mal noch option­al ist.

„Vie­len Dank für Ihren Anruf. Um Sie schnell­st­möglich mit dem für Sie richti­gen Mitar­beit­er verbinden zu kön­nen, wählen Sie bitte aus fol­gen­den Optio­nen: 1 für …“ Dieser Satz löst im Bruchteil ein­er Sekunde Rage und Verzwei­flung aus. Wenn es eine Automa­tisierung der heuti­gen Zeit gibt, die so ziem­lich jed­er rück­gängig machen möchte, dann die automa­tis­che Ansage. Vor allem, weil wir alle wis­sen, was nach der monot­o­nen Ansage des Grauens kommt. Der end­lose Zif­fer-Drück-Marathon, der nur eins mit Sicher­heit macht: uns zum falschen Ansprech­part­ner weit­er­leit­en. Automa­tisierung macht eben nur dann das Leben leichter, wenn sie wirk­lich ent­lastet.

Businessman Using Automated Check In Machine At Airport

Und auch die Check-In-Auto­mat­en am Flughafen zeigen ganz klar: Automa­tisierung hil­ft lei­der nicht jedem. Der Automat hat den men­schlichen Mitar­beit­er teils kom­plett erset­zt, ver­wirrt aber die meis­ten Reisenden mehr als alles andere. Das hat zur Folge, dass immer mehr men­schliche Mitar­beit­er an den Auto­mat­en aufgestellt wer­den, um irri­tierten Senioren, Groß­fam­i­lien und eigentlich auch jedem anderen zu helfen, das Gerät zu überlis­ten. Wahrschein­lich hat bald jede Mas­chine ihren eige­nen Ser­vice-Mitar­beit­er und das Pro­jekt nen­nt sich dann „Vor­wärts in die Ver­gan­gen­heit“.

Das mit der Automatisierung ist so eine Sache

Ein­er­seits ist sie bril­liant. Die Möglichkeit­en und Ideen scheinen end­los und die Gren­ze nur unsere Fan­tasie. Vielle­icht fährt schon bald nie­mand mehr von uns sein Auto selb­st. Der Blind­darm wird per Fern-OP übers Netz von einem Arzt in Argen­tinien ent­nom­men oder unser Kühlschrank fährt selb­st zum Super­markt. Aber eben nicht alles ist automa­tisiert automa­tisch bess­er und vor allem leichter.

Denn was die Automa­tisierung mir manch­mal eben­falls leichter macht, ist es, mich aufzure­gen. Das ist es aber mehr als wert, wenn meine Kaf­feemas­chine mich dem­nächst mor­gens mit frischem Kaf­fee weckt und meine Dusche schon mal warm läuft.

Foto: iStock Pho­to

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